Lesser Ury zählt zu den bedeutendsten Malern und Grafikern des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland. An der Düsseldorfer und Brüsseler Akademie ausgebildet, findet Lesser Ury früh einen Stil eigener Prägung, der nur marginal dem Impressionismus verpflichtet ist. Zwar steht er den impressionistischen Tendenzen, die Sinneseindrücke der Natur einzufangen, grundsätzlich nahe. Die Bildlösungen in Öl, Pastell, Aquarell oder Gouache, zu denen Lesser Ury gelangt, sprechen jedoch in ihrer atmosphärischen Verdichtung, ihrer oft düsteren Lichtstimmung und ihrer Melancholie eine ganz eigene Sprache. Meisterhaft verstand es der Künstler, etwa die Stadt nach einem Wolkenbruch darzustellen, wenn die Straßen regennass glänzen, sich darin Lichter spiegeln und die Luft feucht und schwer ist. Delikat kommen die Landschaftsaquarelle daher, die in sanftem Kolorismus der Natur huldigen. Die Porträts sind psychologisch feinsinnig gezeichnete Charakterstudien.
Lesser Urys Werke sind Gegenstand zahlreicher Ausstellungen und in bedeutenden Sammlungen, etwa im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt, vertreten.